Eine Ära verabschieden

Ein Jahrzehnt lang – seit ich hier, noch unter anderem Namen (Fräulein Eszett) nach Jahren wieder begonnen habe zu schreiben, und dann unter weiteren, anderen Namen weil andere Zeiten, andere Phasen (ua. Annie Greta Pape) – habe ich all das, was mir aus den Fingern floß so geteilt, wie und wann es eben floß. Einerseits mochte ich das sehr weil authentisch (an wenigen Tagen sehr viel, dann lange nichts, wie im echten Leben eben).

Andererseits ist mir besonders über’s letzte Jahr bewußt geworden, daß das auch einer tiefen Wunde entspricht: entweder jetzt, so und hier, oder nicht. Alles andere ist künstlich, und daher irgendwie geschummelt. Denn wer weiß, was ich mir in der Zeit noch so gedacht und dann angewandt habe. Manipulation in ihrer verschleiernden Kleidung steht im Raum. Mein religiöses Trauma (Individualität und Gemeinschaft, Denken & Fragen) mischt hier gut mit.

Da aller guten Dinge Drei sind: meine Impulsivität und Hyperaktivität hat’s gefreut – machen, raus, fertig, nächstes! Und mein Autismus sitzt da am Schreibtisch und hätte gern, und würde gern, und guckt und wartet geduldig.

Da ich seit Monaten ganz allgemein übe, mich mehr in meine autistischen Bedürfnisse zu lehnen (was auch ganz gut funktioniert) und ihnen nachzukommen und mein adhs mit jeder Menge verschiedener körperlicher Bewegung über den Tag verteilt bei Laune halte (was auch ganz gut funktioniert), nehme ich nun den nächsten Schritt und wende die Erfolge, die Weisheiten, nun hier an. Beim Kreieren, beim Schreiben. Für mich selbst (Routinen! Rahmen! Struktur! Von mir und für mich!) und für euch. Meine Beiträge nach Bereich, Art und Thema sortierend und mit jeweiliger Regelmäßigkeit, einem eigenen Zeitpunkt versehend.

Im Tagebuch kam erst auf: Das ist jetzt vorbei. und fühlte sich sofort sooo mies an. So respektlos. So undenkbar. So urteilend. Ein paar Atemzüge später habe ich, mit Liebe, geschrieben: Die Ära des Einfach-(jetzt)-postens verabschiede ich. Wer hätte gedacht, das Wortwahl einen Unterschied macht, hm?

Schließlich wäre alles nicht das, was es jetzt ist, mich selbst in meiner Entwicklung einbezogen, wenn ich nicht einfach so vor 10 Jahren begonnen hätte.

Also, auf in (und da kreist gerade ein Bussard am blauen Himmel über’m Hinterhof) ein neues Abenteuer! Etwas nervös, weil Neuland, mit Herzklopfen bis zum Hals und zaghaften, testenden Schritten – doch der Wind, der geht, geht mit mir. Weht mir Versprechen von ungeahnten Abenteuerlichkeiten um die Nase und zupft mir am Haar; lang genug hat er auf mich gewartet. Und die Abenteurerin in mir greift gerade noch den Rucksack, halb raus aus der Tür, das Jäckchen hängt noch schräg über der Schulter, doch das Funkeln in den Augen geradeaus.